Sonntag, 25. Oktober 2009

Wochenendgestaltung

Und schon wieder ein Post- endlich klappt es mit dem regelmaessig Schreiben. Das ist jetzt auch der letzte Post, in dem ich Infos der vergangenen Wochen nachholen muss, danach werden meine Eintraege vielleicht auch mal etwas kuerzer :)
Ein Thema zum meinem Uebergangs-Leben in Nicaragua im Allgemeinen fehlt aber noch und das sind die Wochenendbeschaeftigungen. Also erstmal muss ich ganz klar sagen, dass meine zwei freien Tage in der Woche hier deutlich ruhiger verlaufen, als ich es aus Deutschland gewoehnt bin ;) Meinem Koerper tut das mal ganz gut, meiner ueberschwaenglichen Energie weniger, aber es ist auszuhalten.
Die ersten Wochenenden waren ziemlich ruhig, ich habe viel gelesen, geschrieben, in der Sonne gesessen... Und mich am Anfang auch ziemlich gelangweilt. Wiederholte Bitten an Vivi, etwas mit mir zu unternehmen, wurden nicht erfuellt, aus Zeit-, Geld-, oder Lustmangel. Mich hat das frustriert, besonders in den ersten zwei Wochen, in denen ich in der Woche noch nicht so viel zutun hatte und vor allem, weil ich in diesem Sommer in Deutschland einfach mal quasi jeden Tag was unternommen hab. Also auch eine enorme Umstellung.
So im Nachhinein aber finde ich, die Zeit gut genutzt zu haben. Es ist auch mal wichtig, nicht permanent beschaeftigt zu sein, so in der Ruhe und auch in der Einsamkeit findet man ploetzlich einen ganz anderen Zugang zu sich, seinen Gedanken etc., was in einem fremden Kontext von enormer Wichtigkeit ist.
Trotzdem kann ich nicht leugnen, dass es mir auch gut getan hat, die letzten Wochenenden ein wenig unterwegs zu sein. Ich bin einfach ein aktiver Mensch :)
Was genau ich so gemacht hab, werde ich jetzt in einzelnen Kapiteln berichten.

Granada

Im Casa Samaritana ist vor ca einem Monet eine Freiwillige aus Spanien dazugestossen. Sie ist 28, heisst Vanessa und ist sehr nett. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden und so kam es, dass wir zusammen einen Ausflug nach Granada gemacht haben.
Das ist eine huebsche kleine Stadt direkt am grossen Nicaraguasee,
ca eine Stunde mit dem Bus von Managua entfernt. Die Busse fahren alle halbe Stunde und die Fahrt kostet 20 Cordoba, also einen Dollar. Ziemlich unkompliziert.

Granada ist eine echt schoene Stadt mit
vielen alten Gebaeuden und auch wesentlich
touristischer als Managua.
Es war toll, mal aus der alles andere als huebschen Hauptstadt Nicaraguas rauszukommen aber was noch viel angenehmer war, es war ruhig. Da ist mir erstmal aufgefallen, wie waaahnsinnig laut Managua ist.

Der Nicaraguasee ist riesengross und wirkt eher wie ein Meer.
Wen es interessiert.. der Nicaraguasee ist das Gewaesser mit den weltweit einzigen Suesswasserhaien :)
Auch hier war es sehr sehr gruen und mit dem vielen Palmen und tropischen Baeumen am Ufer haette man mir auch erzaehlen koennen, ich bin am Pazifik.
Im Schatten der Baeume haben wir selbstgemachten frischen Saft getrunken und den Tag abgerundet in einer Pizzaria. Aaaaah, ihr koennt euch nicht vorstellen, wie gut eine Pizza Margaritha schmecken kann, wenn man seit ueber einen Monat eigentlich nur Reis und Kochbananen zu sich nimmt. Grossartig, ich bin in der Pizza versunken!!!
Alles in allem war es ein Tag, der sich angefuehlt hat wieBild hinzufügen
Urlaub und ein Ausflug, der sich gelohnt hat.

Ein Wochenende in Honduras
Vorletztes Wochenende bin ich mit Vivi zu ihrer Tante und deren Familie nach Honduras gefahren. Sie leben in Choluteca, das ist gleich im Sueden, nicht weit von der Grenze entfernt, insgesamt waren wir mit dem Bus fuenf Stunden unterwegs. Landschaftlich ist der Sueden von Honduras sehr schoen, es gibt zwar keine Vulkane, wie in Nicaragua, dafuer aber sehr viele Huegel und kleine Berge. Die sind allesamt von Baeumen ueberzogen und sowieso hatte ich den Eindruck, dort ist es noch gruener als in Nicaragua, sofern dass ueberhaupt moeglich ist in der Regenzeit. Durch den meist ziemlich dichten Wald aus tropischen Baeumen schlaegelt sich hier und da ein kleiner Fluss oder Bach und alles ist ziemlich idyllisch.
Der Besuch war eine Ueberraschung und die ist uns auch geglueckt. Wir wurden aber freudestrahlend empfangen. Auch ich wurde sofort umarmt und willkommen geheissen. Einer von den Orten, an denen man sich sofoert zu Hause fuehlen kann. In dem Haus der Tante leben sie und ihr Mann mit ich glaube drei der Soehne, einer lebt auf dem Grundstueck in einem eigenen Haus und die einzige Tochter, Vivis Cousine Armida lebt mit Mann und Sohn ebenfalls in einem anderen Haus auf dem Grundstueck. Alle Kinder von Vivis Tante sind schon erwachsen und Gustavo, der Sohn von Armida, ist sechs Jahre alt. Die ganze Familie ist wahnsinnig herzlich und lieb und auch echt lustig. Samstagabend haben wir zusammen das Spiel Honduras-USA fuer die WM-Qualis geguckt und ich hab natuerlich fleissig fuer Honduras mitgefiebert. Hat zwar nicht viel genuetzt aber sie haben es ja doch noch in die WM geschafft. Sonntag waren wir in der Kirche, ich hab viel Zeit mit Gustavo verbracht (Madagaskar und Findet Nemo auf Spanisch geguckt) und anschliessend wurde mir ein bisschen die Umgebung gezeigt und wir sind abends noch eine Kleinigkeit essen gegangen.
Oooh und das muss ich erzaehlen, ich hab Aasgeier gesehen. Da lag ein toter Hund am Strassenhand und um ihn herum bestimmt 20 Geier. Riesengross sind die. Ich hatte die zuvor nur im Fernsehen gesehen, wenn ueberhaupt, naja zumindest beim Dschungelbuch ;) Auf jeden Fall war ich echt fasziniert, was dann auch fuer allgemeine Belustigung gesorgt hat. Ist da natuerlich selbstverstaendlich und auch notwendig, die raeumen naemlich auf. Und da es in Honduras noch heisser ist als in Nicaragua, sterben da nicht selten Tiere, noch mehr in den Sommermonaten Januar, Februar etc.
Was auch sehr interessant war, war, mal so aus erster Hand ueber die politische Situztion in Honduras zu erfahren. Wer es nicht mitbekommen hat, vor einigen Monaten war ja ein Militaerputsch und Praesident Zelaya wurde gestuerzt und befand sich seitdem im Ausland. Das hat fuer Proteste gesorgt und die Bilder sahen in den Medien echt dramatisch aus. Die Rede war von Verletzten, Toten, Ausgangssperre etc. Ich hab davon einfach mal gar nichts mitbekommen und die Familie hat mir erklaert, dass der Grossteil der Bevoelkerung mit dem Putsch- oder besser mit dem Regierungswechsel (wie sie es nennen) - zufrieden sind. Der ehemalige Praesident Zelaya ist sehr verschwenderisch mit der Staatskasse umgegangen und hat Massen von Geld fuer seinen privaten Luxus ausgegeben. Das ist in einem armen Land wie Honduras natuerlich fatal und sorgt fuer Wut und Frustration in der Bevoelkerung. Lediglich ein kleiner Teil hat ueberhaupt protestiert und bei den Auseinandersetzungen kam es eben zu gewaltvollen Ausschreitungen. Das war aber auch nur in den grossen Staedten wie Tegucigalpa zu spueren, auf dem Land oder in Kleinstaedten geht das Leben voellig normal weiter. Wie es immer eben ist, die Medien zeigen nur die halbe Wahrheit. Dort wo Gewalt, Krawalle, Mord und Totschlag ist, da sind die Journalisten und liefern Bilder und Berichte, aber dass es wo anders voellig entspannt zugeht, das interessiert ja keinen und das will ja auch niemand sehen. Also wird eben nur das gezeigt, was schockiert und verfaelscht dann das Gesamtbild. Im Moment wartet das Land auf die Wahlen im November. Mal sehen, wie sich die Situation dort weiter entwickelt aber auf jeden Fall war es interessant, mal eine andere Version der Geschehnisse zu hoeren.

Insgesamt war es ein wirklich tolles Wochenende mit viiiiel viel familiaerer Atmosphaere, was mir persoenlich total gut getan hat. Hoechstwahrscheinlich und ich hoffe es sehr, werden wir auch noch ein Wochenende dort hinfahren.

Mercado Oriental
Letzten Samstag waren Vivi und ich auf dem Mercado Oriental, dem groessten Markt in ganz Nicaragua. Und der ist wirklich riesig und jemand, der sich da nicht auskennt, duerfte nie im Leben alleine da rein gehen- er wuerde wohl nie wieder rausfinden.
Der Markt ist naemlich nicht offen sondern ueberdacht. Drinnen ist es wahnsinnig eng und voll. Die Gassen zwischen den Staenden und Laeden sind teilweise nur einen Meter breit, dafuer kommen aber auf einen Quadratmeter bestimmt zwei Menschen. Ein Gedraenge ohne Ende. Taschen oder so nimmt man am besten gar nicht erst mit.
Zu kaufen gibt es dort alles, von Essen ueber Cds, Schuhe, Klamotten, Buerobedarf, Dekorationskram, Schmuck, Schnick Schnack. Die Nicas sind mit Weihnachtsvorbereitungen noch frueher dran als wir. Die Laeden sind voll mit Weihnachtsdeko, alles ziiiiemlich kitschig :) Viele Touristen gibt es nicht, eigentlich kaufen dort hauptsaechlich Einheimische, auch solche, die einen eigenen kleinen Laden haben und dann in grossen Mengen auf dem Mercado Oriental dafuer einkaufen. Dementsprechend klein sind auch die Preise. Ein paar hohe Schuhe und zwei Paar flacher fuer umgerechnet zusammen ca 15 Euro, da kann man nicht meckern.
Allerdings war es dafuer auch ziemlich nervig, besonders die maennlichen Verkaufer bei der Kleidung waren horrible. Ich wurde nicht nur angequatscht und versucht, zu ueberreden, neeeein, das hat nicht genuegt. Ich wurde auch festgehalten , umarmt, mir flogen Kuesse zu und so weiter. Stehenbleiben ist natuerlich ein Fehler aber drueber aufregen aendert es auch nicht. Ich hab das ganze einfach mal mit Humor genommen, aber auch dem ein oder anderen einen ruppigen Kommentar zugeworfen. Und einen, der meinen Arm gar nicht mehr loslassen wollte, hab ich dann mal spontan angeknurrt ziemlich laut, der hat sich dann erschrocken und losgelassen, damit hatte er auch nicht gerechnet. Ich war froh, als ich aus dem Getummel nach drei Stunden wieder entflohen war, aber es war auf jeden Fall eine Erfahrung wert.


Dieses Wochenende ist mal wieder entspannt, aber ich geniesse es total, da meine Wochen echt immer ziemlich voll sind. Heute waren wir in der Kirche und haben den Mais gefeiert, das ist hier Tradition am letzten Sonntag im Oktober. Zu Besuch waren heute fuenf Leute aus Deutschland, die beim Bau der Vorschule mitgeholfen haben und auch heute wieder Geld gespendet haben. Ich hab Vivis Worte des Dankes auf deutsch uebersetzt und es war wahnsinnig angenehm, mal wieder angesicht zu angesicht mit jemandem deutsch zu sprechen. Obwohl ich der Meinung bin, dass ich es grade verlerne, denn ich hab dreimal im Gespraech nach dem Gottesdienst ausversehen auf Spanisch geantwortet. uuups :) Aber in Bezug auf meine Fortschritte im Spanischen ist das wohl ein gutes Zeichen.

In diesem Sinne, Hasta pronto

1 Kommentar:

  1. Ich habe mir deinen Bericht durchgelesen und interessiere mich sehr für ein Auslandsprojekt. Mache weiter so.

    Lieben Gruß, Niels =)

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