Sonntag, 27. September 2009

Managua

Managua-

die Hauptstadt Nicaraguas, mit einer Flaeche von 544 Quadratkilometern und ca. 1,7 Millionen Einwohnern, im Suedwesten des Landes, geographisch zwischen Nicaraguas groessten Seen, dem Managua- und Nicaragua-See, mit dem Auto etwa eine Stunde vom Pazifischen Ozean entfernt, 1972 durch ein Erdbeben nahezu zerstoert worden, bis heute wurde vieles davon nicht wieder aufgebaut.
Das sind einige Fakten, die aber natuerlich nichts ueber das Erscheinungsbild, die Atmosphaere oder die Bewohner einer Stadt verraten koennen.
Im Folgenden werde ich versuchen, genau das zu beschreiben und dabei versteht sich von selbst, dass ich lediglich meinen ganz persoenlichen Eindruck von dem bis jetzt Gesehenen wiedergeben kann. Ich werde versuchen, dabei nicht zu pauschalisieren, sollte es doch passieren, sei es mir verziehen :)

Beginnen werde ich mit meinem Zuhause auf Zeit.
Das kleine Haus, das Vivi bewohnt und ich auch fuer die Zeit meines Aufenthaltes, hat, wie fast alle Haeuser in Managua nur ein Stockwerk, naemlich das Erdgeschoss. Das koennte man auf die Erdbebengefahr zurueckzufuehren sein, aber da bin ich mir nicht sicher. Es gibt eine Kueche, in der auch das einzige Spuel- bzw Waschbecken des Hauses ist. In ihr, allerdings abgetrennt, ist auch die Toilette und eine kleine Duschzelle. Fliessend Wasser gibt es nur an einer Stelle im Garten, geduscht wird also aus Eimern.


Dann gibt es in dem Haus ein geraeumiges Zimmer mit einer Tuer,
das ich bewohnen darf (siehe Foto)

Vivi wohnt, waehrend ich hier bin, in einem kleinen Raum, der nur durch einen Vorhang abgetrennt ist. Im Raum, den man beim Gang durch die Haustuer betritt, ist der Esstisch und ein paar Motorraeder abgestellt, denn Vivis Cousin, der zusammen mit ihrer Oma in einem weiteren Haus auf dem Grundstueck wohnt, repariert beruflich Motorraeder, weshalb es hier ab und zu sehr laut ist.

Die Strasse, die am Haus vorbei fuehrt ist gepflastert
(wenn auch schlecht),
was man hier keineswegs von allen Nebenstrassen sagen kann,
jedoch emfpinde ich das Viertel hier, welches sich Barrio los Corteces nennt, als sehr laendlich. Bei einem Blick die Strasse herunter sieht man mehr Baeume als Haeuser, die Grunsstuecke sind relativ gross und ziemlich gruen und mehrmals am Tag wird eine Kuhherde an den Haeusern vorbeigetrieben.

Seinen Namen hat das Viertel, weil es hauptsaechlich von der Grossfamilie Cortez bewohnt wird, der auch Vivi angehoert. Es ist ein sicheres Viertel und ich vermute, es entspricht den Massstaeben der nicaraguanischen Mittelschicht. Man kann hier alles in allem gut leben und es ist verhaeltnismaessig ruhig. Im Barrio los Corteces ist auch die Vorschule.

Verlaesst man das Viertel, stoesst man bereits auf deutlich mehr Unruhe. Hier ist mehr Verkehr, mehr Menschen auf den Strassen zu finden und aus fast jedem Haus droehnt laut Musik oder der Fernseher. Die naheliegende Hauptstrasse , die den Namen Villa Libertad traegt, ist stark befahren und fuehrt ins Stadtinnere. Am Strassenrand findet man kleine Staende, wo es warmes Essen zu kaufen gibt, was einem den Geruch von frisch gebratenem in die Nase treibt. Es gibt viele kleine Laeden, die Essen oder alltaegliche Gebruahcsgegenstaende anbieten, darunter auch das Internetcafe , das ich immer besuche. Hier geht es schon ziemlich staedtisch zu, was man an den vielen Bussen erkennt aber trotzdem fehlt es nicht an tropischen Baeumen.

Aber zu den Bussen, die sind naemlich ein Thema fuer sich. Eine Busfahrt (von denen ich mehrere in der Woche hab) ist jedesmal ein Erlebnis fuer sich. Die Busse selbst sind alt und klapprig und meistens so, wie man die gelben Schulbusse aus amerikanischen Filmen kennt, nur eben etwas aelter und kaputter. Von innen sind sie mit Spruechen wie etwa "Jesus te ama" (Jesus liebt dich) oder "Dios es grande" (Gott ist gross) oder Aufklebern versehen, von der Heiligen Jungfrau Maria bis zu Snoopy. Ausserdem laeuft stest laut spanische Musik, die mir immer gute Laune macht. Ob die Lautstaerke Fahrgaeste belaestigen koennte oder so, daruber macht sich hier keiner Gedanken. Aber ich glaube eh, dass Lausstaerke und staendige Beschallung die Nicas nicht stoert. Mich zum Glueck auch nicht, im Gegenteil, aber geraeuschempfindliche Leute koennten hier durchdrehen :)

Busfahren ist sehr billig (2,5 Cordoba fuer jede Fahrt, egal wie lange, das entspricht etwa 8 Cent) daher sind die Busse stets ueberfuellt, denn ein anderes oeffentliches Verkehrsmittel gibt es nicht.

Wenn ich von "Zuhause" einsteige, bekomme ich jedoch immer noch einen Sitzplatz und kann mir in Ruhe die Stadt angucken, denn zu sehen gibt es viel.

An den Haupsstrassen grenzt Geschaeft an Geschaeft und es gibt alles, von Lebensmitteln, ueber Kleidung bis hin zu Reperaturwerkstaetten und Autowaeschereien. Die Laeden sind meist klein und vieles wirkt improvisiert, scheint aber in sich bestens zu funktionieren. Ueberall stehen Menschen am Strassenrand und verkaufen Essen, wenn der Bus haelt, laufen Wasserverkaeufer am Fenster vorbei und schreien "Agua, Agua, Agua...!!", in der Hoffnung, dass jemand im Bus Durst hat. Einen kleinen Beutel Wasser ggibt es fuer einen Cordoba, das sind ca 3 Cent. Alles ist wahnsinnig unruhigd wuselig in den Hauptstrassen und der Verkehr schliesst sich dem an. Anfangs war mir da ech mulmig zumute bei den Ueberholmanoevern, aber mittlerweile habe ich mich total daran gewoehnt. Hauptsache, ich uebernehme den Fahrstil nicht :)

Kommt man an einem Kanal vorbei, sieht man mehr Muell als Wasser und sowieso ist Managua ziemlich vermuellt. EIne Muellabfuhr, wie man sie aus Deutschland kennt, scheint es hier nicht zu geben, die Mehrheit der Leute verbrennt ihren Muell vor dem Haus oder wirft ihn einfach irgendwo hin.

Nicaragua ist ein armes Land und seine Hauptstadt leugnet das nicht. Im Vorbeifahren sieht man oefters mal Siedlungen, in denen die Leute in winzigen Wellblechhuetten leben, ohne fliessend Wasser oder Strom. Nicht selten sieht man Menschen, die in Muellkippen neben Hunden und anderen Tieren nach Essen suchen und auch auf der Strasse sieht man wahnsinnig viele arme Leute, die betteln. Die Vorstellung, dass Menschen unter solchen Bedingungen leben, ist sclimm, aber es mit eigenen Augen zu sehen, nochmal etwas ganz anderes. Viele von uns wissen nicht zu schaetzen, wie gut wir es in Deutschland bzw. Europa haben. Fliessend Wasser, Strom, ein Dach ueber dem Kopf, genug zu Essen, diese Dinge sind fuer uns selbstverstaendlich geworden und nicht selten regen wir uns ueber Kleinigkeiten auf, wie wenn das Essen im Restaurant zu lange dauert etc. Viele von diesen kleinen Problemen kommen mir jetzt wie Nichtigkeiten vor und ich denke und hoffe, dass ich nach meiner Rueckkehr besser wertschaetzen kann, in welchem Luxus wir leben!!!

Trotz der Armut lassen sich jedoch die wenigsten Nicas die Laune verderben. Ich erlebe die meisten Menschen hier freundlich und lebensfroh. Es findet viel Leben auf der Strasse statt, da es Cafes oder aehnliches kaum gibt. Die Menschen stehen oder sitzen vor ihren Haeusern, um zu essen , zu plaudern etc.
Ich als Auslaenderin fuehle mich hier meist willkommen geheissen, zumindest habe ich diesbezueglich keine negativen Erfahrungen gemacht. Wenn man den Leuten freundlich gegenueber tritt, wird man selbst auch nett behandelt. Wenn ich an Leuten vorbeigehe, die z.b. vor ihrem Haus sitzen, werde ich zwar erst gemustert, wenn ich aber freundlich laechele und gruesse, wird mir ein liebevolles Laecheln und ein "Adios guapa" oder aehnliches geschenkt.

Nur die jungen Maenner sind manchmal etwas zu freundlich, das kann schon mal nerven, dieses staednige Hinterhergepfeife und Gerufe. In dem Punkt erfuellen die Latinos zumindest jedes Klischee ;)

Abschliessend kann ich sagen, dass Managua zwar keine huebsche Stadt ist, aber ich fuehle mich hier dennoch wohl. Die vielen Palmen und tropischen Baueme gleichen einiges aus, was die Stadt an Schoenheit nicht zu bieten hat. Und es scheint fast immer die Sonne, es ist immer was los und ebenfalls, sind es die Menschen, die Herzlichkeit und Lebensfreude ausstrahlen, und das bestimmt einen Grossteil der Atmosphaere.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen